Heute ist Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in Wissenschaften – ein Tag, der mir als Programmiererin und selbst ernanntem Techie sehr am Herzen liegt. Im MINT-Bereich zu arbeiten ist sowohl bereichernd als auch herausfordernd. Man arbeitet in einer der kreativsten, innovativsten und aufregendsten Branchen, während man zu Lösungen beiträgt, die das Leben einfacher und die Welt ein bisschen besser machen. Aber obwohl das ansprechend klingt, sind nur 28% der MINT-Arbeitskräfte weiblich. In machen Fächern – wie Informatik oder Ingenieurswissenschaften – sind sogar nur 19% der Studierenden Frauen. Glücklicherweise werden diese Zahlen langsam besser, trotzdem liegt noch einer weiter Weg vor uns.
Meine Erfahrungen
Ich liebe Software Entwicklung und könnte mir keinen anderen Beruf vorstellen. Aber selbst heute, im 21. Jahrhundert, sehe ich mich mit Herausforderungen und Hindernissen konfrontiert, die ich überwinden muss – viele davon resultieren aus Vorurteilen und Stereotypen.
Manchmal sind diese Vorurteile sehr subtil. Beispielsweise andere Studenten, die erwarten, dass man in Gruppenarbeiten den Papierkram macht, oder Kollegen, die Beiträge in Meetings unterbrechen oder ignorieren. Andere Vorurteile sind dagegen kein bisschen subtil. Wie etwa Professoren, die überrascht sind, wenn Frauen gut im Programmieren sind. Oder ein anderen Professor, der mir attestiert hat, dass Frauen schlichtweg „zu kompliziert denken“, als mir ein Fehler unterlief. Diese beiden Begebenheiten haben ein weit verbreitetes Problem gemeinsam: eine individuelle Frau wird unfreiwillig zur Repräsentantin der halben Weltbevölkerung.
Nicht alle Schwierigkeiten für Frauen in MINT-Fächern werden von anderen verursacht. Als Frau in der Tech-Branche bin ich häufig die einzige Frau im Raum. Durch all die Vorurteile, mit denen ich während meiner Karriere konfrontiert wurde, ist es oft schwer, selbstbewusst zu bleiben, an mich zu glauben und mir selbst Raum für Fehler einzugestehen. Ich kämpfe nach wie vor mit der Angst, beurteilt oder nicht akzeptiert zu werden.
Es fängt früh an – junge Mädchen und MINT
Stereotype begegnen uns schon sehr früh. Bereits junge Mädchen werden mit Vorurteilen konfrontiert, wie z.B. das klassische „Jungs sind einfach besser in Mathe“, was Mädchen davon abhalten kann, ihrem Interesse an einem MINT-Fach nachzugehen. Wenn Leute gebeten werden, Programmierer oder Wissenschaftler zu beschreiben, denken die meisten an den klassischen Nerd: einen schüchternen und etwas seltsamen Kerl mit kaum vorhandenen sozialen Fähigkeiten. Kaum jemand wird das Bild einer jungen, modebewussten Frau vor Augen haben – und das ist problematisch. Wenn Mädchen sich selbst nicht in einem Beruf vorstellen können, ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie diesen Weg einschlagen. Repräsentation ist wichtig und Mädchen brauchen weibliche Vorbilder.
Mädchen und Frauen für eine MINT-Karriere zu begeistern ist ein Anfang, aber noch lange nicht genug. Wir müssen sicherstellen, dass wir eine Umgebung schaffen, in der Frauen und Mädchen auch bleiben wollen. Viele Universitäten und Betriebe scheitern daran, Frauen das Gefühl zu vermitteln, willkommen zu sein, weil sie versäumen ihnen Raum zu geben, sie selbst zu sein. Von daher ist es nicht überraschend, dass Frauen den MINT-Bereich um 45% häufiger innerhalb eines Jahres verlassen als Männer.
Zu einer Zukunft in MINT inspirieren
Organisationen wie Girls Who Code oder Girls In Tech leisten hervorragende Arbeite darin, Mädchen für Technik zu begeistern, notwendige Fähigkeiten zu vermitteln und ihnen Vorbilder zu bieten. Aber nicht nur große Organisationen haben die Möglichkeit, junge Mädchen zu inspirieren. Auch als Einzelpersonen können wir unseren Beitrag dazu leisten, MINT zugänglicher zu gestalten. Lehrer können Beiträge von Wissenschaftlerinnen wie Katherine Johnson, Marie Curie oder Rosalind Franklin in den Schulstoff integrieren. Eltern können ihre Kinder mit Filmen oder Bücher mit starken weiblichen Charakteren begeistern (z.B. Hidden Figures). Fachkräfte im MINT-Bereich können Mentoren für Frauen werden, die sich für MINT-Fächer interessieren. Führungskräfte können Bewerbungsprozesse überarbeiten, um mehr Frauen anzusprechen und Einstellungsverfahren vorurteilsfrei zu gestalten.
„Es gibt vieles, was man ändern kann. Am wichtigsten ist es, einen Anfang zu machen und sich zu bemühen. Wir alle haben Vorurteile, aber wir können sie mit einem Bewusstsein dafür und Aufklärung überwinden“
Mein Rat an junge Frauen
Zugegeben, es ist kein einfacher Weg, und wahrscheinlich werden einige Herausforderungen auf euch zukommen. Aber ich mag meinen Job und nichts könnte mir die Freude daran verderben, dass ich dafür bezahlt werde, zu machen, was mir Spaß macht. Von daher ist mein Rat an alle, die über eine MINT-Karriere nachdenken: lasst euch nicht aufhalten! Macht euch Gedanken darüber, was euch begeistert und welche Umgebung gut für euch ist. Findet Leute, die euch unterstützen und eine Community, mit der ihr euch austauschen könnt. Sucht nach guten Mentoren, die euch helfen zu wachsen und erfolgreich zu sein. Und am allerwichtigsten, unterschätzt niemals euer Potenzial und vertraut auf eure Fähigkeiten. MINT braucht euch und eure Ideen.